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Das Melnibonéische Archipel besteht aus drei kleineren Inseln und einem größeren Eiland: Amashii, Kiashu und Wa’aiya’oro sowie Melniboné selbst. Nur Melniboné - die größte Insel - ist jetzt noch bewohnt. Auf Melniboné gibt es nur eine einzige Stadt: Imrryr, die Schöne. Häufig wird Melniboné nach den großen, geflügelten Reptilien in den Höhlen unterhalb von Imrryr als Dracheninsel bezeichnet.

Die Sommer sind feucht und warm, die Winter kühl und gelegentlich ungemütlich kalt. Das ganze Jahr hindurch gibt es starke Regenfälle.

Außerhalb der Türme von Imrryr, die die Melnibonéer heutzutage kaum mehr verlassen, fallen die übrigen Einwohner langsam in die Wildheit zurück. Die ausgedehnten Opiumfelder, die entlegenen Villen, die geheimen Sümpfe und dunklen Wälder sind verlassen und bieten eine sichere Heimat für Vögel und Tiere. Es gibt Nadel- und Laubwälder und viele seltene Kräuter, die fast nur hier wachsen.

Melniboné besitzt nur einen einzigen Hafen, der in der Hauptstadt Imrryr liegt. Der Rest der Insel ist von einem dichten Ring aus Korallenriffen umgeben. Kleine Boote sowie leere (oder nahezu unbeladene), flachkielige Barken können diese Barrieren ohne Probleme passieren, aber Handels- und Kriegsschiffe würden sich den Rumpf aufreißen, sofern sie irgendwo eine Landung versuchten. Der Hafen verfügt über ausgedehnte Befestigungsanlagen mit hohen Mauern und katapultbewehrten Türmen. Zusätzlich liegt der Hafen hinter einem Labyrinth verräterischer Klippen, die teilweise natürlicher Herkunft sind und teilweise durch die Zauberkräfte früherer Melnibonéischer Könige vom Meeresboden emporgehoben wurden. Der Zauberer und Architekt Monshanjik war am meisten daran beteiligt, sein Name ist den Melnibonéern noch heute ein Begriff.

Aus diesem Grund können fremde Schiffe den Hafen nur erreichen, wenn sie von einer kleinen Crew aus Melnibonéern durch das Labyrinth gelotst werden; allen Nicht-Melnibonéern werden die Augen verbunden.

Hinter den Hafenbefestigungen gibt es einen Bereich, der noch etwas außerhalb Imrryrs liegt und in dem sich Händler aus den Jungen Königreichen frei bewegen können. Sie dürfen diesen Bezirk jedoch nicht ohne einen von einem Adligen unterzeichneten Passierschein verlassen.

Melnibonéer sind nichtmenschlich, aber humanoid. Sie sind meist hochgewachsen und schlank. Ihre Finger sind lang und ihr Haar fein. Sie sind ungewöhnlich grausam und klug, die Moralvorstellungen anderer Länder sind ihnen fremd. Mit ihren schräg stehenden Augen und fast spitzen Ohren stehen ihnen vorzüglich Sinnesorgane zur Verfügung. Farben, die Menschen als grell empfinden würden, werden bevorzugt. Ebenso haben sie Vergnügen an Schmerz, vor allem dem anderer.

In den späteren Tagen der Jungen Königreiche neigen sie allerdings zu Träumerei und Isolationismus. Echte Melnibonéer betrachten sich als Teil eines Adelsgeschlechtes, das alle anderen der Welt an Bedeutung überragt. Im Laufe der Jahrhunderte währenden Inzucht auf ihrer kleinen Insel hat jede Familie irgendwelche Verwandtschaftsverhältnisse mit dem Herrscherhaus geknüpft. Titel gibt es jedoch nur beim Herrscherhaus selbst, Rangbezeichnungen wie Baron oder Herzog, wie sie in anderen Ländern üblich sind, haben in Melniboné keine Bedeutung. Von Fremden lassen sie sich jedoch stets mit "Hoher Herr" oder "Hohe Frau" anreden.

Die melnibonéischen Adligen leben hauptsächlich in einer Traumwelt ihrer eigenen Schöpfung. Im Inneren ihrer legendären Türme ergeben sie sich in drogenbedingten Träumereien, ausgedehnten Feierlichkeiten, Orgien, Gelagen, komplexen Spielen oder esoterischen Studien.
Über ihnen steht ein König, der vom Glanz vergangener Tage zehrt und sich als Herrscher der bekannten Welt aufführt.

Melnibonéer vermeiden gewöhnlich den Aufenthalt außerhalb der Mauern Imrrys. Zu groß ist die Furcht vor den Zauberern vergangener Tage, die, wie allgemein bekannt ist, größer und mächtiger waren als die Zauberer der Gegenwart. Mit großer Wahrscheinlichkeit lauern deshalb Dämonenwächter an den Pforten der Gebäude, um die Habe ihrer einstigen Beschwörer über deren Tod hinaus zu bewachen. Die verlassenen Orte versprechen ungeheure Reichtümer, und gelegentlich kommen auch Diebe aus anderen Nationen mit kleinen Booten an Land und versuchen, plündernd zu Reichtum zu kommen. Im allgemeinen kehren sie nicht lebend von ihren Expeditionen zurück, und die Einwohner Melnibonés bemerken nicht einmal etwas davon.

Die Melnibonéer verehren die Lords des Chaos und sind die magiebegabtesten Wesen auf der Welt. In früheren Zeiten haben sie Bündnisse mit den Herrschern der Elementargeister und den Tierkönigen geschlossen.

Die echten Melnibonéer sind entweder Krieger und Adliger oder Zauberer; alle niederen Arbeiten werden von Sklaven erledigt - Landwirtschaft, Bergbau, Textilverarbeitung etc.. Der Sklavenstand ist erblich und besteht zu einem Großteil aus melnibonéischen Mischlingen, die immer steril sind. Die Besten der Sklaven dürfen auch im Militär Dienst tun, allerdings nicht in höheren Rängen, oder als Händler mit ausländischen Kaufleuten Ware austauschen.

Die Melnibonéer haben eine raffinierte Methode, ihre Sklaven zu kontrollieren. Sie gewähren ihnen zwar keinerlei Rechte, gestatten ihnen aber einen fabelhaften Luxus. Neun Zehntel jedes Turms oder Palastes werden von Sklaven bewohnt. Zahllose Sklaven in Melniboné haben einen höheren Lebensstandard als Fürsten und Herzöge der Jungen Königreiche. Für den Fall, daß dies noch nicht ausreicht, ihre Gefügigkeit zu sichern, halten einige Melnibonéer ihre Sklaven noch zusätzlich unter willenskraftzersetzende Drogen. Süchtig nach Lotuswein oder Mohnstaub bringen die Sklaven nicht mehr die Energie auf, die für eine Rebellion nötig ist.

Auf jeden Melnibonéer der in einem Gebäude lebt, kommen fünf bis zehn Sklaven, um die anfallenden Arbeiten zu erledigen, zusätzlich hat jeder Melnibonéer noch eine Anzahl übernatürlicher Dienstboten - gebundene Dämonen und Elementargeister. Viele Melnibonéer sind Zauberer wie ihre Vorfahren, und so sind Dämonische Artefakte hier häufiger als sonstwo, selbst die Chaosnation Pan Tang kann da nicht mithalten.

Die Landwirtschaft allein kann die Bewohner Melnibonés nicht ernähren, es müssen zusätzlich Nahrungsmittel, Waffen und Luxusgüter aus anderen Ländern importiert werden. Seit die Macht vergangener Tag gebrochen ist, müssen die importierten Waren mit Silbermünzen oder ungeschliffenen Juwelen aus dem Inneren der Insel bezahlt werden.

Es mag keine unfähigen Melnibonéer geben, doch die meisten ziehen private Vergnügungen einem Einsatz für das Allgemeinwohl vor. Trotzdem löst sich jeden Monat ein Viertel der erwachsenen männlichen Bevölkerung zeitweilig von diesen Beschäftigungen und kümmert sich um die Stadtgeschäfte: Das Lotsen von Handelsschiffen in den Hafen von Imrryr, die Abwicklung von Geschäften mit den Kaufleuten, die Überwachung der Verteidigungsanlagen und anderes.


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Quellennachweis

Sturmbringer Buch 2, Citadel Verlag Hamburg, ISBN 3-89260-303-0

ELRIC!, Chaosium Inc., ISBN 0-933635-98-2